Portrait: Engagierter Ruhestand im BFD ü27
Eingang zum Altenzentrum in Essen-Karnap
Engagierter Ruhestand
Am 29. Oktober 2020 hat der Bundestag die Regelung zum "Engagierten Ruhestand" für Beamte bei Post, Postbank und Telekom bis 2024 verlängert. Damit können Beamte aus den Postnachfolgeunternehmen unter Auflagen weiter in den frühen Ruhestand wechseln. Sie haben dabei die Wahl zwischen 1000 Stunden Ehrenamt oder einem Jahr im Bundesfreiwilligendienst. Viele entscheiden sich für den BFD, denn dieser bietet eine besonders klar geregelte Möglichkeit, die Bedingungen an den Engagierten Ruhestand zu erfüllen.
Eine große Zahl der pensionierten
Beamten engagiert sich im Anschluss
weiter für Kinder, Jugendliche oder
alte Menschen.
„Marion Sczepek bringt Ideen und Impulse in unsere Einrichtung, wie andere Freiwillige oft auch. Darüber freue ich mich sehr, das hilft uns, nicht Betriebsblind zu werden.“
Annette Gräwer, Leiterin des Ev. Altenzentrums am Emscherpark e.V.
„Die ganzen 39 Jahre bin ich jeden Tag wirklich gerne arbeiten gegangen“, erinnert sich Marion Sczepek mit etwas Wehmut. Der Start im Freiwilligendienst war ihr dennoch leicht gefallen. „Ich war gleich Teil des Teams, hatte eine gute Anleitung und doch viele Freiheiten“ erzählt sie.
Geselliges Miteinander beim Wäschefalten
Sozialer Dienst
Zu ihren Aufgaben im Altenzentrum gehörte die Begleitung von alten Menschen zu Spaziergängen im anliegenden Park, die Mithilfe bei Festen und Ausflügen oder auch die Beteiligung an der Redaktion der hausinternen Zeitschrift.
Besonderen Spaß machte ihr die Leitung der „Donnerstag-Gruppe“. Dort falten Bewohnerinnen und Bewohner Handtücher, die frisch aber noch knautschig aus der Wäscherei kommen. „Vor Corona wurde dabei immer gesungen“, erzählt Marion Sczepek. „Zeigt her eure Füße, zeigt her eure Schuh, und sehet den fleißigen Waschfrauen zu“ war immer dabei. Und mit ihrer fröhlichen Energie ist es Marion Sczepek sogar geglückt, dass sich die Männer aus dem Wohnbereich beteiligen. „Obwohl viele erst sagen, nein, das möchte ich nicht … aber nachher einige dann doch“. „Ich musste das früher bei meiner Frau ja auch“, hatte ihr einer der Männer dann erzählt.
Annette Gräwer, Leiterin des Altenzentrums, hört von den Bewohnerinnen und Bewohnern viel Gutes über das Engagement von Marion Sczepek.
Großes Ansehen
Bei Kolleginnen und Kollegen, Bewohnerinnen und Bewohnern ist Marion Sczepek sehr angesehen, erzählt die Leiterin des Altenzentrums, Annette Gräwer. "Sie ist einfach eine Bereicherung für das ganze Haus und eine beliebte Gesprächspartnerin.“ Annette Gräwer freut sich, wenn neben den vielen jungen FSJlern in ihrer Einrichtung auch eine ältere Freiwillige dabei ist – wie Marion Sczepek. „Nach einem vielfältigem Berufsleben bringt Marion Sczepek sehr viel Flexibilität, Lebenserfahrung und Empathie mit. So wird sie von unseren Bewohnerinnen und Bewohnern sofort akzeptiert und gemocht“, berichtet Annette Gräwer.
Bildungstage
"Etwas abschreckend" fand Marion Sczepek zunächst nur die 15 Bildungstage im Jahr, die zum Freiwilligendienst bei der Diakonie RWL verbindlich dazu gehören. „Wo ich das gehört hatte, hatte ich gedacht, ach Marion, jetzt hattest du bei der Arbeit schon so viele Seminare, jetzt wieder 15 Stück in einem Jahr...“. Inzwischen bewertet sie das ganz anders: „In den Seminaren hat man ganz unterschiedliche Leute kennengelernt, das war total interessant. Wir sind sogar gemeinsam fünf Tage nach Berlin gefahren, das war eine super Erfahrung“, so Marion Sczepek im Rückblick.
"Viele in der Gruppe sagen, das muss ordentlich sein. Dann dauert es manchmal ein bisschen länger."
Einstieg in langfristiges Engagement
Die Donnerstag-Gruppe ist eine der Aktivitäten, die Marion Sczepek, nun als Ehrenamtliche, regelmäßig weiterführt. „Also, nach dem Jahr, in dem so viele Beziehungen entstanden sind, nach der ganzen Herzlichkeit, konnte ich nicht einfach sagen, so das wars jetzt und ihr seht mich hier nie wieder“ erinnert sich Marion Sczepek. Das Miteinander sei immer noch schön, auch wenn sie jetzt, mit Corona, nicht mehr singen dürfen. Jetzt werde dafür mehr erzählt und gesprochen.
Regelmäßig begleitet sie auch noch eine Bewohnerin auf Ausflüge in den Park und in den Stadtteil. Die freut sich, weil sie sich allein unsicher fühlt und keine Angehörigen hat. Marion Sczepek macht das gern. „Die Sympathie zwischen uns war sofort da“, erzählt sie. Auch an der Durchführung von Festen beteiligt sie sich weiter.
Weitere Fortbildungen
Inzwischen ist Marion Sczepek Sprecherin der Grünen Damen und Herren im Altenzentrum. „In dieser Rolle werde ich wieder an vielen Fortbildungen teilnehmen, die das Diakoniewerk Essen organisiert“, berichtet Marion Sczepek – und freut sich drauf.
Bericht: Christian Carls