Neustart im BFD
Die Geschichte von Helene Bammert ist nicht untypisch, erzählt Mathias, Leiter des Zentrums Freiwilligendienste der Diakonie RWL. Zwar sind aktuell nur sechs Prozent der Freiwilligen im BFD ü27. Der Trend gehe aber zu jüngeren ü27ern, die beruflich neu starten wollen und den BFD machen, um Erfahrungen. Ein BFD zählt für viele Ausbildungen auch als Vorpraktikum.
Helene Bammert absolviert nach ihrem Hauptschulabschluss eine Ausbildung als Einzelhandelskauffrau, mit guter Note. Und macht nebenbei noch ihren Realschulabschluss. Beruflich scheint so alles klar. Doch dann werden ihre Eltern krank und Helene nimmt sich Zeit, sich erst um die Mutter und dann um den schwer kranken Vater zu kümmern. So verpasst sie den Berufseinstieg. Nach dem Tod der Eltern engagiert sie sich bei der Dortmunder Tafel, erst ehrenamtlich und weiter "für kleines Geld" im 1-Euro-Job.
Helene Bammert absolviert nach ihrem Hauptschulabschluss eine Ausbildung als Einzelhandelskauffrau, mit guter Note. Und macht nebenbei noch ihren Realschulabschluss. Beruflich scheint so alles klar. Doch dann werden ihre Eltern krank und Helene nimmt sich Zeit, sich erst um die Mutter und dann um den schwer kranken Vater zu kümmern. So verpasst sie den Berufseinstieg. Nach dem Tod der Eltern engagiert sie sich bei der Dortmunder Tafel, erst ehrenamtlich und weiter „für kleines Geld“ im 1-Euro-Job.
An ihrem 27. Geburtstag entscheidet sie sich schließlich für einen beruflichen Neustart. „Ich wusste jetzt, dass ich etwas im sozialen Bereich machen will. Aber was genau - keine Ahnung“, erzählt sie im Rückblick. „Auf keinen Fall Erzieherin...“, soviel steht zu dem Zeitpunkt fest. Als Kind ging Helene die ersten Jahre zu einer Förderschule und machte dort „superschlechte Erfahrungen mit Erzieherinnen“.
Postadresse: Helene übergibt einem Wohnungslosen seine Post aus den letzten Tagen
Neustart mit dem BFD
Durch Zufall erfährt Helene, dass man auch mit 27 noch einen Freiwilligendienst machen kann. Acht Wochen später startet sie als „Bufdi“ bei der zentralen Beratungsstelle für wohnungslose Männer und Frauen, einer Einrichtung des Diakonischen Werks Dortmund und Lünen. Betroffene finden dort nicht nur Beratung, sondern auch die Möglichkeit, ihre Wäsche zu waschen, zu duschen oder Post abzuholen, die anders nicht zugestellt werden könnte. Den Tag über sitzt Helene am Empfang, mit einem weiteren Kollegen, verwaltet Beratungstermine und gibt die Post aus. Manche der Besucherinnen und Besucher kennt sie schon von der Tafel. „Aber hier ist es noch anders, die Menschen sind oft ungeduldiger“, erzählt Helene. Viele brauchen sofort Hilfe, aber bei der Länge der Schlange, die sich vor der Tür oft aufbaut, ist das nicht immer möglich. So bekommt sie auch manchen Frust mit.
Wenn es aber etwas ruhiger ist, findet sich Zeit, sich mit Gästen zu unterhalten und mehr von ihnen zu erfahren. So wie von Christian, der mindestens einmal die Woche kommt. Christian freut sich, dass Helene da ist. Sie ist eine gute Seele am Empfang, erzählt er. Auch, weil Helene für ihn altes Brot sammelt, mit dem er „seine Vögel“ im Park füttert. „Dafür versorgt er mich immer mit guten Tipps, was in Dortmund kulturell los ist, wo man umsonst hingehen kann“, sagt Helene anerkennend. Mit ihren 423 Euro Taschengeld, das sie als Freiwillige im Monat bekommt, hat sie selbst nicht viel Geld.
Thementafel im Präsenzseminar. Nach vielen Online-Seminaren wird das bald wieder normal werden.
Seminare mit vielen unterschiedlichen Charakteren
Der Freiwilligendienst ist ein „Lern- und Orientierungsjahr“. Dazu gehören regelmäßige Seminartage im Rahmen der Arbeitszeit. Helene nimmt das zunächst eher skeptisch in Kauf. „Am Anfang hatte ich gedacht, Seminare bitte nicht, das brauch ich nicht“. Aber dann merkt sie, „wie lustig die Seminare sind“ und wieviel es bringt, wenn „so viele unterschiedliche Charaktere da aufeinanderprasseln“. Über die Seminare bekommt sie auch viel von anderen Freiwilligen mit, die in Kitas oder in Einrichtungen der Jugendhilfe arbeiten. Und sie merkt, dass die ganz anders sind und ganz anderes erzählen, als sie selbst in ihrer Kindheit mit Erzieherinnen erlebt hatte. Von Seminar zu Seminar reift der Wunsch, selbst die Ausbildung zur Erzieherin zu machen.
BFD als Vorpraktikum: Helene Bammert mit Kita-Leiterin Ira Kersebaum
Neue Zukunftsperspektive
Inzwischen, kurz nach dem 28. Geburtstag, sind die Weichen gestellt. Helene wird ihren Bundesfreiwilligendienst in der Beratungsstelle beenden und in einer evangelischen Kita fortsetzen. Die Monate dort können als Vorpraktikum anerkannt werden, das sie für ihre Ausbildung als Erzieherin braucht. Die wird sie im August beginnen. „Ich freue mich unheimlich, dass ich da anfangen kann und ein neuer Lebensabschnitt beginnt“, erzählt Helene. „OK, ich muss noch einmal drei Jahre die Schulbank drücken. Aber so“, weiß sie, „kann ich weiter durchstarten mit einer neuen Zukunftsperspektive im sozialen Bereich“.